Michawenger

Am morgen der verregneten Nacht zurück zur Feuerstelle zu kommen, die bis spät in die Nacht hinein noch geknistert hat. Der nasse Rauch, die intensiv riechenden Kleider vom Vorabend und der Gedanke an die wunderbare Nacht, verbracht mit engen Freunden, bringen mir bei, was es heisst in Erinnerung zu schwelgen.

Niemand fragt danach, was letzte Nacht passiert ist. Niemand hat vergessen, welche Gedanken und Geschichten ausgetauscht worden sind. Doch niemand wird je wieder darüber sprechen. Diese Nacht ist beinahe schon in Vergessenheit geraten und doch bleibt sie immer in Erinnerung. Wäre ich nicht dabei gewesen, hätte ich nichts verpasst und doch würde mir die Erinnerung, die mich näher zu meinen Freunden gebracht hat als jemals zuvor, fehlen. Ich würde nie daran erinnert werden, dass ich nicht dabei war – doch die Erinnerung würde fehlen. Die Erinnerung an die Lederjacke, die mein Bruder getragen hat und diesen Gin mit Pfeffer, den ich als viel zu würzig empfand liegen bereits weit in der Vergangenheit. Übrig bleibt nur noch der nasse Rauch.

Dieser Duft lässt sich morgens auftragen und mir Tränen in die Augen treiben. Nicht nur der intensive Rauch, nein der Gedanke an die Nacht am Feuer lassen ein unbedachtes Aufsprühen nicht zu. Noch nie hat jemand diesen Duft an mir gerochen – die Erinnerung gehört nur mir. Doch wenn der besondere morgen da ist, an dem ich mich wieder an ihn wage, so lebe ich erneut am Feuer und rieche bereits den kalten Regen in der Luft. Leider kann ich ihn nur abends aufsprühen, denn die Menschen um mich herum würden diese Kraft nicht einordnen können.

Doch wie auch das verregnete Holz den Geruch nach Rauchigem nicht halten mag, das Wetter lässt dies einfach nicht zu, so ist auch der Duft an mir oft schnell wieder fort.

Doch das ist nicht schlimm, denn dieser Duft ist nur eine Erinnernung.